Samstag, 11. August 2012

Sex...

Nach einigen ganz unterschiedlichen Diskussionen auf Twitter will ich mich heute mal dem Thema Sex widmen.

Safer Sex, Risiken, Superinfektionen, Angst vor Ansteckung bei Sex bei pos-neg Partnern...

Ich fange mal damit an, dass ich wichtig finde, sich regelmäßig testen zu lassen. HIV ist heute in den meisten Fällen sehr gut behandelbar, aber unbekannte HIV-Infektionen können schnell ein Risiko für sich und natürlich auch andere werden.

Persönlich komme ich mit meiner Therapie sehr gut zurecht. Drei Tabletten am Tag, keine spürbaren Nebenwirkungen bisher. Die Kombi Truvada + Isentress kann ich also nur empfehlen. Innerhalb von zwei, oder drei Wochen waren keine Viren mehr im Blut nachweisbar, also weniger als 30 Viren pro ml Blut.

Seit einigen Jahren erklären Studien, dass HIV-Patienten mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze (damals unter 80 Kopien) nicht mehr ansteckend sind. Ungeschützer Verkehr mit einem HIV-positiven Partner (der konsequent seine Tabletten nimmt und mindestens 6 Monate unter der Nachweisgrenze liegt, ohne weitere Erkrankungen / Syphillis/Tripper/Chlamydien) ist Studien zufolge zu 96% sicher. Sex mit Kondom (unbekannter Serostatus) zu 95%.

Für jeden Positiven sollte die eigene Gesundheit eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehört, dass man sich möglichst keinen zweiten HIV-Stamm, Hepatitis (C), Syphillis.... einfängt. Die eigentlich simple Therapie der Syphillis ist bei einem HIV-Patienten nämlich schon sehr unangenehm. Anstatt einer Einzeldosis Penicillin werden drei mal zwei Spritzen Depot-Penicillin, die ziemlich schmerzhaft sind.
Von der Therapie einer Hepatitis kann ich aus Erfahrung eines Freundes berichten, der ein Jahr lang wöchentlich eine Interferon-Spritze setzen musste. Die Nebenwirkungen bei diesem Zeug steigen mit jeder Spritze und werden zum Ende hin kaum noch erträglich. Gelegentlich verträgt sich das nicht mit der HIV-Therapie und kann dann sehr ernst werden.

Ebenfalls wird es problematisch, wenn man sich einen resistenten HI-Virus dazu geholt hat. Oft versagen dann die Therapien und es kommt schneller zum Ausbruch von AIDS, der ansonsten verhindert werden kann.

Dabei muss jeder für sich entscheiden, was er macht. Die Verantwortung für seine eigene und die Gesundheit der Sexualpartner sollte man allerdings niemals aus dem Blick verlieren.

Zu Beginn meiner Infektion war meine größte Sorge jemanden anzustecken. Deshalb habe nur noch mit Positiven Sex gehabt und war auch fast nur noch passiv. Es hat einige Zeit gedauert bis ich da wieder etwas lockerer geworden bin. Und mit erfolgreicher Therapie bin ich sexuell endlich wieder ziemlich entspannt.

Meine Sexualpartner wissen vorher, dass ich HIV-positiv bin (mal abgesehen von Sauna-, oder Darkroom-Kontakten) und sie können sich entscheiden, ob was läuft und wie es läuft.
Klar habe ich lieber Sex ohne Gummi, aber nicht um jeden Preis. Meine Viruslast ist etwa seit einem Jahr unter der Nachweisgrenze und ich erlaube mir also auch ohne Gummi Sex zu haben, wenn beide damit einverstanden sind.

Ich würde mir dabei wünschen, dass man sich generell besser auskennt und nicht fahrlässig mit seiner Gesundheit umgeht, oder aber auch mit Panik auf einen Positiven reagiert.
Wenn ich Angebote bekomme ohne Gummi zu ficken und der Typ nichtmal nach meinem Serostatus fragt, muss ich mich schon wundern. Wenn man ihm das dann mitgeteilt hat und er dann nichtmal mehr mit Gummi will, versteh ich die Welt nicht mehr. Ignoranz ist bei diesem Thema eines der größten Probleme. Leider sind da viele sehr naiv.

Ob man lieber ganz auf Sex verzichtet, wenn der potenzielle Partner als HIV-positiv geoutet hat, liegt bei jedem selbst zu entscheiden. Allerdings kann man auch nicht vom Positiven verlangen, sich bei jedem Partner zu outen (solange es zu keinem Risiko kommt). Der Persönlichkeitsschutz ist gerade hier sehr wichtig, da wir oft heftigen Ausgrenzungen und Schwierigkeiten begegnen, wenn die Infektion unkontrolliert bekannt wird.

Die Verantwortung für die eigene Gesundheit liegt zu allererst bei einem selbst. Ein Positiver sollte meiner Meinung nach offen damit umgehen, oder konsequent auf safer Sex bestehen. Denn wenn es zu einer Ansteckung (und vielleicht sogar Prozeß) kommt, wird er auf jeden Fall der Schuldige sein - selbst wenn der Angesteckte regelmäßig und naiv auf Kondome verzichtet hat.

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